Thailands Hauptstadt ist ein gigantischer, lauter, chaotischer Moloch, der den ahnungslosen Touristen komplett verschlingt, völlig konfus irgendwo wieder ausspuckt und ihn mit einer Mischung aus Bewunderung und Abneigung gegenüber dieser Metropole zurücklässt.
So zumindest erging es mir nach den knapp fünf Tagen in Bangkok. Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich von dieser Stadt halten soll. Ich fand Bangkok absolut bemerkenswert, interessant und faszinierend, auf der anderen Seite war ich aber auch froh, als wir es verlassen haben. Ich hatte nie Probleme mit großen Städten, viele europäische Hauptstädte habe ich schon besucht und mich dort immer sehr schnell zurecht gefunden. Auch München ist nicht unbedingt ein Dorf.Aber im Vergleich zu Bangkok ist meine Heimatstadt ein kleines Kaff!
Fortbewegung in einer Millionenstadt
So oft wie dort habe ich mich überhaupt noch nirgends verlaufen. Meine Devise, dass man Städte am besten zu Fuß erkundet, schmeiße ich, wenn es um Bangkok geht, über den Haufen. Die Stadt ist schlicht und ergreifend zu groß. Das haben wir relativ schnell gemerkt und da Taxis aufgrund des irrwitzigen Verkehrs auch nicht wirklich eine Alternative darstellen und man mit dem Auto mehr im Stau steht als Strecke zurückzulegen, griffen wir meist auf die Skytrain zurück.

Taxifahren in Bangkok ist sowieso so eine Sache. Dein Sicherheitsbedürfnis wird auf Grund der Kombination meist nicht existierender Möglichkeiten, sich anzuschnallen, und dem Fahrstil der Taxifahrer ziemlich strapaziert werden. Frage auch vorher immer nach, ob der Fahrer bereit ist, nach Taxameter zu fahren – bei verhandelten Festpreisen zahlt man eigentlich immer drauf. Dabei kann es Dir aber passieren, dass Dich manche Fahrer einfach nicht mitnehmen oder – uns auch passiert – rausschmeißen. Aber halb so schlimm: Man findet immer ein Taxi. Warum wir nicht die berühmten TukTuks wählten, fragst Du? Tja, auch das haben wir ein paar Mal gemacht und gehört auch definitiv dazu, wenn man Thailand bereist. Allerdings haben Tuk Tuks den kleinen Nachteil, dass sie nicht über Fenster verfügen und man so die volle Ladung Abgase und -nicht immer wohltuende- Gerüche der Straßen Bangkoks um die Nase geballert bekommt. Und davon brauchten wir manchmal ein kleines Päuschen. Merke Dir aber eines, wenn Du Dich mit dem Tuk Tuk fortbewegen willst: Die Preise IMMER vorher verhandeln! Und verhandle gut: Wir haben einmal einen Fahrer von 100 Baht auf 30 runtergehandelt – er hätte nicht zugestimmt, wenn der Preis nicht vollkommen okay gewesen wäre.
Bangkoks Hauptschlagader
Eine weitere Möglichkeit, sich in Bangkok fortzubewegen, bietet der Chao Phraya, der mächtige Fluss, der sich durch die „Stadt der Engel“ wälzt. Was ich Dir auf jeden Fall an’s Herz legen möchte: Mache eine Fahrt über den Fluss und seine Abzweigungen, die sogenannten Khlongs. Dabei bietet sich Dir nochmal ein ganz anderes Bild der Stadt – ich werde in meinem nächsten Artikel darüber berichten (auch, wie wir zu dieser Bootsfahrt gekommen sind – doofe Geschichte, aber sie wird Dich amüsieren).

Auch auf dem Wasser ist eine Menge los. Linien- und Touristenboote teilen sich den Fluss mit Frachtern und Fähren. Einige bekannte Sehenswürdigkeiten sind auf diesem Wege gut zu erreichen, zum Beispiel der Wat Arun, wo unter anderem die vier wichtigsten Stationen in Buddhas Leben abgebildet sind.




Leider war der Hauptturm eingerüstet, das hat allerdings der Begeisterung keinen Abbruch getan. Diese Tempelanlage ist absolut empfehlenswert. Sieh Dir die Verzierung der Prangs – das sind die Tempeltürme – genau an. Ungefähr eine Million Mosaikteilchen sind hier verarbeitet und bilden wunderschöne Muster. Teilweise kann man erkennen, welchem Zweck die Teile vorher gedient haben:


Man hat von dort einen wunderschönen Ausblick auf den Chao Phraya und der Klang der kleinen Glöckchen, die an den Türmen und Dächern angebracht sind, vermischt sich mit den Gesängen der Mönche. Ich bin dort einfach nur ein paar Minuten auf einer Treppe gesessen und habe zugehört – eine kleine Oase der Ruhe in der hektischen Großstadt.
Stadt der Gegensätze
Was mich an Bangkok am meisten fasziniert hat war der starke, permanent präsente Kontrast zwischen arm und reich und Moderne und Tradition. Bangkoks Skyline ist phänomenal. Kleiner Tip: Die Octave Skybar des Marriott Hotels im 49. Stockwerk bietet einen grandiosen Rundum-Blick über die Stadt. Die Cocktails sind mit durchschnittlich 10 Euro nicht billig, aber dafür wird einem eine spektakuläre Aussicht geboten.

Hinter ärmlichen, vom Smog total verschmutzten Hütten ragen monströse, schicke Wolkenkratzer in den Himmel. Mit der Skytrain fährt man durch Gassen, die gesäumt sind von baufälligen alten Häusern und plötzlich findet man sich in einer Schlucht zwischen gigantischen Bauten aus Glas und Stahl wieder. Inmitten des hektischen, modernen Gewimmels tauchen immer wieder Geisterhäuschen, Schreine oder Tempelanlagen auf, die auch von Einheimischen besucht werden und die dort beten, Opfer für die Geister niederlegen, um die Erfüllung eines Wunsches bitten oder sich für einen erfüllten Wunsch bedanken (dazu fällt mir ein: als ich das erste Mal in Thailand war, hatte ich noch keine Ahnung von den Geisterhäuschen und dass dort die Menschen Getränke und Nahrungsmittel für die Geister opfern. Ich dachte, Touristen hätten einfach ihren Müll dort abgelegt und das hat mich SO wütend gemacht – bis ich aufgeklärt wurde. Reisen bildet eben 😉 )




Sightseeing macht hungrig
Eine weitere Eigenheit Bangkoks sind die unzähligen (und das meine ich wörtlich!) Garküchen und Food Markets. In kleinen Seitengassen oder direkt an der Straße locken Sie mit sehr günstigem und leckerem Essen in allen erdenklichen Variationen. Frittiertes Fleisch oder Gemüse findest Du hier genauso wie Reis – oder Nudelgerichte, Nachspeisen, Obst oder Suppen. Greif zu und probier Dich durch das vielfältige Angebot! Du brauchst Dir keine Sorgen über die Hygiene zu machen. In aller Regel ist alles super sauber und frisch zubereitet – nur bei der Schärfe pass auf. Wenn der Thai „scharf“ sagt, dann meint er das auch! Kein Vergleich zu dem auf uns Europäer zugeschnittenen Essen, das wir zu Hause bekommen – ein paar Mal dachte ich, mein Mund würde explodieren. Und wenn Du vorhast, das Essen dort gleich zu essen – nimm einen Plastiklöffel oder so mit. Wir haben uns zu viert eine Nachspeise in flüssiger Form geteilt (was genau drin war, wissen wir nicht, aber es war fruchtig und lecker!) und mangels Besteck mussten wir direkt aus dem Plastikbeutel trinken – sehr zur Belustigung einer älteren Frau, die uns kopfschüttelnd beobachtet hat und versuchte, den doofen Langnasen begreiflich zu machen, dass man Suppen mit einem Löffel isst. Wenigstens haben wir sie zum Lachen gebracht ;- )



Bangkok ist definitiv sehenswert. Die Stadt schläft wirklich niemals, sie ist laut, der Smog kann einem an manchen Tagen den Atem rauben und leicht verliert man sich in ihrem undurchschaubaren Chaos. Aber sie bietet auch unheimlich viel und gerade die vielen Gegensätze sind es, die mich an Bangkok so fasziniert haben. Eine solche Metropole kann man nicht mit einem einzigen Artikel beschreiben und ich werde mir Mühe geben, meine Eindrücke in den kommenden Tagen in Worte zu fassen und mit Dir zu teilen.
Warst Du schon in Bangkok? Deine Erlebnisse und wie du es empfunden hast interessieren mich brennend!
4 Gedanken zu “Bangkok – Stadt der Gegensätze”